Geschichte der Schützenkompanie Serfaus

Die Schützenkompanie von Serfaus

 

Vorwort

 

Wenngleich das Schützenwesen in Serfaus auf keine so lange Tradition wie in anderen Orten zurück blicken kann, gab es doch zu Beginn der 1930er Jahre die vermutlich erste Gründung einer Serfauser Schützenkompanie (Hauptinitiator war der Schütze Heinrich Thurnes) unter dem Kommando des damaligen Hauptmannes Hermann Waldner. Diese Kompanie war mit rund 22 Mann damals schon recht stattlich und rückte hauptsächlich zu kirchlichen Anlässen aus. Da es vermutlich keine Aufzeichnungen gibt und eine Chronik bis heute nie gefunden wurde, ist über die Zeit dieser ersten Schützenkompanie nur wenig bekannt.

 

Schützenwesen in Tirol

 

Nach Kriegsende kam es in rascher Folge zu Neu- und Wiedergründungen von Tiroler Schützenkompanien - vor allem nach der Installierung des Bundes der Tiroler Schützenkompanien im Jahre 1950. Damals wurde die Organisationsstruktur, sowie Statuten und Reglements geschaffen, welche ein einheitliches Auftreten aller Tiroler Kompanien ermöglichen. Der Bund der Tiroler Schützenkompanien ist heute eine auch über die Landesgrenzen hinaus angesehene Institution mit Sitz im Tiroler Landhaus in Innsbruck. Es gibt auch in Südtirol, Welschtirol (Trentino) und in Bayern entsprechende Schützenbünde. Das Tiroler Schützenwesen hat seinen Ursprung in den Landesschützen, die letztlich direkt auf das Landlibell von 1511, das im wesentlichen die Landesverteidigungsordnung bis 1918 bildete, zurückgehen. Diese Landesschützen, darunter rund 100 Schützen aus Serfaus, haben bei den häufigen Bedrohungen unseres Landes und vor allem bei den Tiroler Freiheitskämpfen von 1809 unter dem bekannten Befehlshaber Major Andreas Hofer einen bedeutenden Beitrag zur Verteidigung unseres Landes geleistet.

 

Wiedergründung der Serfauser Schützen

 

Im Jahr 1956 erhielt der Bürgermeister Hugo Westreicher sen. von der Landesregierung ein Schreiben, dass er sich um das Zustandekommen einer Schützenkompanie bemühen soll. Das Land Tirol wollte für das Gedenkjahr 1959 möglichst viele Schützenkompanien aufbringen. Da der Gendarmeriebeamte Alois Sailer in diesem Jahr von Fließ nach Serfaus versetzt wurde, trat man zwecks Gründung einer Schützenkompanie an diesen heran. Alois Sailer war in Sachen Schützenwesen durch Vorfahren "vorbelastet" und auch daran interessiert, weshalb er diesen Auftrag annahm.

Die Stunde der Wiedergründung schlug am Abend des 25. August 1957 mit der Neuwahl der Funktionäre der Schützenkompanie Serfaus im Hotel Schwarzer Adler. Damals haben sich - nach zahlreichen Vorgesprächen und Initiativen - unter der Leitung des Gendarmeriebeamten Alois Sailer einige Serfauser Männer mit dem Ziel zusammengesetzt, die Schützenkompanie zu neuem Leben zu erwecken. Es waren dies u.a. Ferdinand Waldner, Franz Vögele, Josef Traxl, Josef Auer, Josef Prieth, Alois Partl, Sigmund Althaler, Alois Oberacher und Walter Waldner. Zum ersten Obmann und Oberleutnant der "neuen" Kompanie wurde Ferdinand Waldner (vulgo "s'Fergele") gewählt. Zum Hauptmann wurde Alois Sailer bestellt und übte er diese Funktion - mit einer kurzen Unterbrechung - fast 40 Jahre lang aus. Zum Leutnant wurde Josef Traxl, zum Fähnrich Franz Vögele gewählt. Von 1968 bis 1980 war Robert Westreicher Obmann der Kompanie; ihm folgte ÖR Franz Greiter, welcher diese Tätigkeit 16 Jahre lang ausübte. Im Dezember 1996 wurde Johann Waldner zum Obmann bestellt, nachdem er viele Jahre lang die Funktion des Kassiers inne hatte.

 

Kurzchronik

 

In den nachfolgenden Wochen und Monaten war es dann die Aufgabe des neugewählten Ausschusses, die Kompanie aufzubauen. Am Kirchtag, dem 15. August 1958 war es dann soweit: die wiedergegründete Kompanie rückte mit 31 Mann und 2 Marketenderinnen, allerdings noch ohne Fahne, das erste Mal aus. Am 12. Juli 1959 wurde die neue Schützenfahne geweiht. Fahnenpatin war Frau Zita Westreicher, die Tochter von Bürgermeister Hugo Westreicher sen. Am 13. September desselben Jahres nahm die Kompanie am Landesfestumzug in Innsbruck teil.

Es gab in den nachfolgenden Jahren ein ständiges Auf und Ab, Höhen und Tiefen und allerlei Probleme, welche bewältigt werden mussten. Um das finanzielle Wohl der Kompanie haben sich in den Anfangs- und Folgejahren vor allem Oblt. Ferdinand Waldner mit der Durchführung von Schieß- und Ballveranstaltungen und Objg. Franz Althaler, der Initiator des Winterschiessens im Schützenheim, gekümmert. Auch war zu Beginn die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht allzu groß und musste sich die noch junge Kompanie ihre Existenzberechtigung sichern. Dies gelang aber relativ rasch sodass die Schützen bei den Prozessionen und Festlichkeiten bald nicht mehr wegzudenken waren. Im Serfauser Gemeindehaus konnte sich die Kompanie ein Vereinslokal (Schützenheim) einrichten, das in den Jahren 1985 und 1998 vor allem durch die großzügige Unterstützung seitens der Gemeinde vergrößert und umgebaut wurde. Ein besonderes Ereignis stellte die Spende einer Glocke durch die Schützen im Jahre 1969 dar. Sie befindet sich im kleinen Glockenturm der Aufbahrungskapelle und des Gefallenendenkmals. Diese "Schützenglocke" wird zum einen bei der jährlichen Ehrung der Gefallenen beider Weltkriege am Seelensonntag und zum anderen bei Todesfällen in der Gemeinde geläutet. Ein besonderes Ereignis waren sicherlich die von der Schützenkompanie durchgeführten Bergfeuer anlässlich der 1550-Jahrfeier der Wallfahrt Serfaus im Juli 1977, die wohl noch vielen Serfauserinnen und Serfausern in bester Erinnerung sind. Am 11. Juli 1983 wurde das 25jährige Wiedergründungsfest, verbunden mit dem Talschaftsfest, in Serfaus abgehalten. 

Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 4. Dezember 1996 legte Hptm. Alois Sailer aus Alters- und Gesundheitsgründen sein über fast 4 Jahrzehnte mit größtem persönlichen Einsatz ausgeübtes Amt als Hauptmann der Serfauser Schützen in jüngere Hände, und zwar in jene von Alois Pedross, den er bestens auf diese Aufgabe vorbereitet hatte. Gleichzeitig mit ihm schied auch der langjährige Obmann ÖR Franz Greiter auf eigenen Wunsch aus dieser Funktion aus, die er ebenfalls mit großem Einsatz zum Wohle der Kompanie ausübte. Hauptmann Sailer, der sich auch als passives Mitglied stets für die Belange der Kompanie interessierte, verstarb hochbetagt am 21. Juni 2007 und wurde unter großer Anteilnahme seitens der Kompanie und Abordnungen aus Talschaft und Bezirk am 23. Juni 2007 zu Grabe getragen. Am gleichen Tag wie Hptm. Sailer verstarb auch Mitbegründer Zugsführer Alois Partl.

Am 25. und 26. Juli 2009 ging das 50-Jahrjubiläum der Wiedergründung unserer Kompanie „über die Bühne”. Der Zeitpunkt der Jubiläumsfeier ergab sich durch den Umstand, dass die Kompanie ihre Fahne erst im Jahre 1959 erhielt. Bei den ersten Ausrückungen musste man noch ohne Schützenfahne auskommen. Eine ganz besondere Freude und Ehre für die Kompanie war die Anwesenheit der Fahnenpatin der Kompanie, Frau Zita Schuster geb. Westreicher. 


Die Schützenkompanie Serfaus hat heute 45 aktive Mitglieder und 1 Ruhestandsmitglied in der verdienstvollen Person des Ehrenzugsführers Erich Purtscher.

 

Aufgaben

 

Eine der wichtigsten Aufgaben der Tiroler und damit auch der Serfauser Schützen ist das Leben und die Aufrechterhaltung der Tiroler Schützentradition mit dem Ziel, diese auch für die Zukunft zu erhalten und den kommenden Generationen im Sinne der Grundsätze weiterzuvermitteln.

Zu den sichtbaren Tätigkeiten zählen vor allem die Ausrückungen zu verschiedenen Feierlichkeiten wie Prozessionen, Jubiläen, Primizen und Einweihungen von kirchlichen und öffentlichen Baulichkeiten und Einrichtungen. Weiters gehört in Serfaus das Abbrennen der Bergfeuer am Herz-Jesu-Sonntag und zu besonderen Anlässen zu den traditionellen Aufgaben der Schützen.